Zu unserer Familie gehören auch noch zwei
Katzen. Mammi und Papa haben die schon vor mehreren Jahren von einem
Berner Bauernhof bekommen. Sie sind ganz süss und lieb - wenn auch sie doch
überall sehr viele Haare verlieren. Heissen tun sie Pascha (der Dicke) und Kiwi
(die Madame).
Wie meine Mammi die Geburt
erlebte:
Meine liebe Tochter,
es war schon verdammt schwer, nicht etwa die Schmerzen - die
waren eigentlich zum Aushalten. Nein, das schlimmste war die
Länge der gesamten Geburt: Über 30 Stunden sassen, lagen und
liefen mein Mann und ich im Gebärsaal Nr. 1 im Visper Spital
umher. Die Nacht zuvor hatte ich auch kaum Schlaf gefunden;
also das grösste Problem war das Schlafmanko und die meine
Erschöpfung. Als Du, liebe Shana, dann aber in meinen Armen
lagst, war alles vergessen. So etwas Liebes, so etwas schönes
und vor allem so etwas Eigenes - das ist schon ganz toll. Ich
danke Dir dafür. |
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Und wie mein Papa die Geburt erlebte:
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«Du ich glaube es
geht los!» Sind diese Worte erst einmal ausgesprochen, ist es
definitiv zu spät. Wenn Sie kurz vor der Entbindung immer
noch hoffen, dass sich ihr schwangeres Pendant im Krankenhaus
von Ihnen verabschiedet, befinden Sie sich auf dem Holzweg.
Und der führt direkt in den Kreissaal: Ehe mans sich
versieht, muss man hilflos ansehen, wie der Frau, aus deren
Bauchnabel man einst Champagner schlürfte die Fruchtblase
platz. Schon klar: Sie müssen! Und zwar auch irgendwie. |
Denken Sie logisch: Angst vor Blut,
Schweiss, Schmerzenschreien? Vergegenwärtigen Sie sich, dass Sie
bloss Zeuge eines extremen Ausnahmezustandes werden. Und auch, dass
Ihre Liebste binnen weniger Stunden wieder ganz normal aussehen
wird. Eine Niederkunft kann, wie gesagt, ein wenig blutig werden.
Bei nahender Ohnmacht gilt: Gehirn aus und Autopilot an. Machen Sie
einfach Ihren Job, in diesem Fall zugucken. Denken Sie an etwas
Schönes: Klappt doch beim Zahnarzt auch. Fussball, Autos, Bratwurst
- egal. Hinterher sagen Sie einfach das, was alle sagen: «Es waren
die intensivsten und schönsten Stunden meines Lebens.» Wird schon
stimmen...
Quelle: «MAXIM», Mai 2002
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